• Ich lese gerade das große weiße Buch über tusk.


    Irgendwie paßt da was nicht zusammen. Irgendwie höre ich immer von Ihm als Leitfigur oder Vorbild, aber in der Biografie erscheint er mir immer mehr als Machtmensch, der teilweise aus verletzter Eitelkeit gehandelt hat.


    Wo ist er denn DAS Vorbild?

  • Ich denke, dass tusk nicht unbedingt als idealer Führer gesehen wurde. De Faszination, die von tusk ausging gründet sich m.E. aufgrund seiner Ideen, seiner Fähigkeit eine gewisse Atmossphäre zu schaffen. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass das Prinzip der Jungenschaft keine Erfindung von tusk ist, sondern maßgeblich von Hermann Kügler vom Sachsengau der Deutschen Freischar stammt und auch andere Bünde, wie die Südlegion, gestalterisch bahnbrechende Zeitschriften wie „Jungenland“ herausgaben. Wenn man die Aussagen von Zeitzeugen einmal anschaut, war tusk auch in den frühen Dreißigern umstritten. Die dj soll einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Leute dadurch gewonnen haben, dass sie sie aus anderen Bünden wegkeilte. tusk sorgte sowohl in der Freitschar als auch im DPB regelmäßig für Stress. Einigen Gauen der Deutschen Freischar scheint tusk besonders auf die Nerven gegangen zu sein. Rudolf Kneip schreibt in „Wandervogel-Bündische Jugned 1905 bis 1945“, dass die Sächsische Jungenschaft erst sehr spät Juja und Kothe einführten, da sie tusk „erfunden“ hatte. Teile der dj 1.11. wendeten sich zudem von tusk ab, als dieser zunehmend politischer wurde und schließlich in die KPD eingetreten ist (wobei nicht wirklich sicher ist, dass er es auch gemacht hat. Die einzelnen tusk-Forscher streiten sich da.)


    Sehr viel zum Mythos tusk hat m.E. die Verbotszeit beigetragen. die dj-führer der Nachkriegszeit legten nicht allzu viel wert, auf einen neuen Einfluss von tusk, da man z.T. glaubte, dass tusk auf dem Stand von 1932 stehengeblieben sei. Auch eher linken Jungenschaftsführern wie heinpe (Heinricht Steinhöffel), der übrigens ein Gastspiel in Lvb Nord der DWJ in den Sechzigern gab, und mike (Michael Jovy) war tusk zu sehr orthodoxer Marxist. Diese kritische Distanz zu tusk ist auch heute noch bei Jungenschaftlern vertreten. Ein Jungenschaftler hat mir mal erzählt, dass seine Horte sich eher an den Ideen von Ernst Seiffert orientiert.


    Tim